Weihnachtsgeschenk vom DoJ: Onlinepoker in den USA legal?
So oder ähnlich verblüfft titeln von der Las Vegas Review bis zum Wall Street Journal, von der Poker School cardplayer.com bis zur Newsseite von calvinayre.com alle Onlinegaming-/Onlinepoker-Magazine dieser Tage. Praktisch zeitgleich mit der einstimmigen Entscheidung des State Gaming Control Boards von Nevada am Donnerstag, den Casinobetreibern des US-Bundesstaates den Betrieb von Internetpokersites zu erlauben, fand die Entdeckung des US Department of Justice den Weg in die Öffentlichkeit, dass „ausschließlich Gambling-Aktivitäten, die mit Sport in Verbindung stehen“ in den USA verboten sind. Heißt im Klartext: Das diesbezügliche Gesetz – der Wire Act – wurde ausdrücklich zu dem Zweck formuliert, private Buchmacher für Pferdewetten, Football-Spiele etc. dingfest machen zu können.
Während die einschlägigen Medien und die Casinobranche die Entscheidung der Glücksspielkontrollbehörde von Nevada zwar begrüßten, aber allgemein keinen Grund zur Euphorie sahen, weil Onlinepoker nach den Gesetzen der USA immer noch als illegal gelte, wurde ein 13seitiges Gutachten des Department of Justice zum Thema Intrastate-Glücksspiel vom September publik gemacht. Die stellvertretende Generaltaatsanwältin Virginia Seitz hatte darin ausdrücklich erklärt: „Weil die Lotterievorhaben in New York und in Illinois keine Wetten auf Sportereignisse oder –wettkämpfe einbeziehen, verbietet der Wire Act sie unserer Meinung nicht.“ Das Gesetz verbiete ausschließlich Sportwetten– was wiederum bedeute, dass anderes Gambling nicht vom die im Unlawful Internet Gambling Enforcement Act (UIGEA) von 2006 berührt ist.
Fazit nach Meinung einer Reihe von Rechtsexperten wie Professor I. Nelson Rose: Finanzielle Transaktionen zwischen Onlinepoker-Anbietern und –Spielern sind in den USA eigentlich erlaubt. Kolumnist Steven Stradbroke von calvinayre.com fragte sich denn auch prompt, ob das DoJ jetzt doch wieder umschwenken und Poker flugs zum Geschicklichkeitsspiel erklären würde, um es wenigstens dem Verdikt von Sportwetten unterwerfen zu können? Ansonsten könnten ja die UIGEA-Betroffenen der ersten Stunde sich zu Wort melden – wie zum Beispiel Anurad Dikshit von PartyGaming, der sich im Jahr 2008 für schuldig des Verstoßes gegen den Wire Act erklärte. Ob damit zu rechnen ist, dass er das DoJ auf Erstattung der $ 300 Millionen verklagt, deren Zahlung ihm damals das Gefängnis und weitere Strafverfolgung ersparte?
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