Einführung
Dieser Artikel geht auf eine grundlegenden Strategie des Texas Hold’em No Limit ein, insbesondere für Spiele mit kleinen Einsätzen. Primäres Ziel ist es, sehr starke Hände zu spielen und wenig Fehler zu machen. Hört sich an als wäre das ja das Ziel jeder Strategie, bei niedrigen Einsätzen spielen die Spieler jedoch häufig ohne Strategie und ohne genaue Kenntnisse der Texas Holdem Regeln. Lesen Sie weiter und überzeugen Sie sich von der Stärke und Effektivität der unten angesprochenen Punkte.
Um diesen Artikel zu lesen, müssen allerdings die Grundlagen des Spiels, wie Regeln und Wahrscheinlichkeiten, verstanden und erarbeitet worden sein. Schwierige Begriffe werden erklärt oder verlinkt, um jedoch den Textfluss nicht zu sehr zu stören, werden die Grundbegriffe und deren Bedeutung vorausgesetzt.
Bedingungen
Bei niedrigen Einsätzen kann man davon ausgehen, dass viele Spieler am Tisch sitzen, die loose spielen, also sich gerne den Flop anschauen und oft mitgehen. Eine weitere Eigenheit diese Spieler ist es, auf dem Turn und River Einsätze zu bringen, die in keiner Weise zum erwarteten Gewinn, bzw. der Gewinnchance, stehen. Darauf ist diese Texas Hold’em Strategie ausgelegt und orientiert sich an diesem Umstand.
Auch der Aggressions-Faktor ist wichtiger Bestandteil. Ein wenig mehr Aggression, in einem allgemein passiven Spiel, auf Turn und River kann schnell das Spiel verbessern. Ein Problem, bei den folgenden Ausführungen, ist eine hohe Aggression der Gegenspieler im Pre-Flop, oft sind dann die Ausführungen dieses Artikels nicht mehr effektiv durchzuführen. Sollte also im Pre-Flop ständig von einigen Spielern stark erhöht werden, wechseln Sie einfach den Tisch.
Basis Konzepte
Keine Fehler machen
Sie gewinnen nur, wenn Gegenspieler Fehler machen und Sie nicht. Diese Strategie baut auf Fehlern auf, die bei niedrigen Einsätzen an der Tagesordnung sind. Ihre Gegenspieler werden durchaus auch aus einem offensichtlichen Fehler einen guten Gewinn machen, aber in der nächsten Runde durch einen weiteren wieder alles verlieren. Es geht darum, einen guten Schnitt auf Dauer zu machen, mit einer hohen Fehler-Rate ist das nicht zu schaffen.
Man sollte von den groben Fehlern der Gegenspieler profitieren und selber keine, oder höchstens kleine, Fehler machen. Dabei zählt ein Bad Beat nicht als Fehler, hier nochmal die Definition:
Ein Fehler ist, wenn man Geld in den Pot bringt, ohne die beste Hand zu haben, und ein zu schlechtes Verhältnis von Einsatz zu erwartetem Gewinn besteht.
Ein Bad Beat ist, wenn man Geld in den Pot bringt und man hat die beste Hand, auch das Verhältnis von Einsatz zu erwartetem Gewinn stimmt. Nun wird man von einem Gegenspieler geschlagen, der die schlechtere Hand und das falsche Verhältnis hatte.
Mit Bad Beats muss jeder Pokerspieler leben, aber gerade diese verhasste Situation, bei der es zu einem Bad Beat kommen kann, sollten Sie suchen, denn im Normalfall gewinnen Sie.
Ein weiterer Fehler ist zu viel Angst davor zu haben, geblufft zu werden. Man kennt die Situation: Der Gegner erhöht stark, man denkt sich der blufft, geht aber zur Sicherheit raus, und dann werden einem noch die schlechten Karten des Gegners unter die Nase gehalten. Aber es war doch der richtige Schritt, im Zweifelsfall lieber raus aus dem Pot. Man muss den Gegner schon sehr gut lesen können, und das noch im Internet und bei ständig wechselnden Spielern.
Fazit: haben Sie keine Angst mal geblufft zu werden. Lassen Sie ruhig den Gegner ein paar kleine Pots einsammeln, wenn er dies zu oft macht, wird er früher oder später auf Sie treffen, wenn Sie sehr gute Karten haben, dann gewinnen Sie noch mehr wieder zurück.
Einige Fehler sind natürlich nicht abzustellen, vor allem in den ersten Einsatz-Runden. Man kann keinen KK wegwerfen, nur weil jemand eine hohe Preflop-Erhöhung macht, und man mit einem AA bei ihm rechnet. Alleine schon deswegen, weil er in den meisten Fällen kein AA haben wird.
Oft sind diese Informationen jedoch nicht so eindeutig, und dabei gilt es, die Fehler möglichst „billig“ zu halten.
Nun ein Beispiel für eine solche Situation: Jemand erhöht Ihre QQ Preflop um 4$, damit können Sie leben und gehen mit. Wenn aber jemand um 40$ erhöht, sollten Sie nicht das Risiko eingehen, Sie haben auch entsprechend wenige Informationen im Preflop. Warten Sie geduldig auf eine bessere und sicherere Situation.
Wenn Sie einen Fehler gemacht haben, analysieren Sie sofort die Situation und lernen Sie aus ihr. Es geht also darum, die Ursache des Fehlers zu erkennen und herauszufinden, wie man ihn beim nächsten Mal vermeiden kann: Aus Fehlern lernt man, und das gilt besonders beim Poker.
Gute Karten
Nochmal zum besseren Verständnis der Güte von Pocket-Cards:
- Karten einer Farbe (suited) sind gut wenn:
Die Karten vom Rang nahe beieinanderliegen, so kann man mit einem Straight Flush, Straight oder Flush rechnen. Oder sie haben eine hohe Karte zum Flush, der einem einen unschlagbare, oder fast unschlagbare Hand liefert (z.B. AXs, KXs). - Karten, die von ihrem Rang nahe beieinander liegen (Connectors) sind gut, wenn:
Die Karten einen entsprechend hohen Rang haben. 23 z.B. ist schlecht, da es nicht viele Straight Chancen gibt, und auf ein gutes Pärchen kann man auch nicht hoffen. JT trifft hingegen die maximal Anzahl möglicher Straights, und hat auch noch eine ausbaufähige Höhe der Ränge was evtl. Pärchen etc. angeht.
Das soll nun nicht bedeuten, dass Sie andere Hände nicht mehr spielen sollten, spielen Sie sie nur nicht zu aggressiv.
Billige Flops
- TPTK – Top Pair Top Kicker, also z.B. AK, wobei ein Ass im Flop liegt. Viele Spieler lieben diese Situation, vor allem wenn sie nach den „Beginner-Grundregeln“ spielen.
- Overpairs – Wieder ein Liebling vieler Spieler, z.B. JJ auf der Hand, niedrige Karten im Flop. Fälschlicherweise wird das sehr oft sehr „slow“ gespielt, also nach dem Flop nicht stark genug erhöht. Erscheint dann eine höhere Karte auf dem Turn, können sich viele Spieler trotzdem nicht von ihrer Hand trennen.
- Zwei Paare – Eine weitere Hand, die fälschlicherweise von vielen Anfängern als zu stark eingeschätzt wird.
Leider trifft man natürlich nicht häufig auf solche Hände, deswegen ist es wichtig, wenigstens die Möglichkeit dazu zu haben. Sollte es Ihnen nicht möglich sein, in solche Blätter reinzu“limpen“, also billig mitgehen zu können, um ein starkes Blatt zu bekommen, wechseln Sie den Tisch.
Es hört sich komisch an, aber 22 ist oft einfacher zu spielen als AA. AA gewinnt häufiger, aber meistens nur kleinere Pots, da ihnen Gegner fehlen die auch eine starke Hand haben. Treffen sie mit diesen zwei Assen das dritte, gibt es maximal nur noch eine Person, die auf ihr Ass Pärchen vertrauen könnte. AA ist im Preflop großartig, aber bei späteren Erhöhungen wird die Situation immer unsicherer.
22 gewinnt weit weniger Pots, aber treffen Sie den Drilling, haben Sie sehr gute Chancen, dass Sie auf weitere Hände treffen, die stark wirken. Beispielsweise trifft im Idealfall jemand mit seinem AK im Flop ein weiteres Ass und einen König. Nun hat er zwei Pärchen, Sie aber einen Drilling mit 222, solche Situationen ermöglichen dann sehr hohe Gewinne.
Vorsicht vor TPTK
Top Pair Top Kicker ist eine wunderschöne Hand, aber nicht unbedingt in niedrigen Limits. Man gewinnt durchaus gut damit, da viele schwache Spieler mit einem niedrigen Kicker oder schwächeren Pärchen mitgehen werden. Aber zum einen können Sie sich nicht sicher sein, dass auch höhere Erhöhungen von einem unbedarften Spieler mitgegangen werden, um z.B. auf dem River doch noch was zu treffen, und ein Paar erweist sich dann als doch nicht so stark. Andererseits gibt es doch oft gute Spieler am Tisch, die ebenfalls die genannte Strategie verfolgen, und Sie dann mit Ihren eigenen Waffen schlagen, wenn Sie zu sehr auf TPTK vertrauen. Also gewinnen Sie mit solchen Händen kleine Pots und lassen Sie sich nicht in höhere Pots hereinziehen.
Zusammenfassend für hohe Pärchen und weitere „Non Nuts“ Hände:
Erhöhen Sie nicht auf dem River, wenn jemand nur den Flop und Turn gecalled hat (Sie haben leicht erhöht, der Gegner geht mit, erhöht aber nicht selbst). Wenn Sie der Gegner checked, checken Sie auch.
Dafür gibt es folgende Gründe, sollte ein Spieler auf eine fehlende Karte (z.B. zum Flush) gehofft haben, diese aber nicht bekommen hat, wird er die Erhöhung eh nicht mehr mitgehen. Sollte er doch getroffen haben, und checkt nur, will er Sie in den Pot reinlocken und dann weiter erhöhen.
Hohe Pötte gewinnen, niedrige verlieren
Das hört sich sehr schwer an, ist aber in niedrigen Limits durchaus möglich. Wenn Sie sich an einem Tisch mit guten Spielern befinden, lassen sie Ihnen keinen Raum für die oben genannte Strategie. Sie werden sofort merken, dass Sie passiv spielen und Ihnen nicht viele Flops zum Anschauen ermöglichen. Haben Sie dann mal getroffen, und erhöhen, werden diese guten Spieler sofort wissen, dass Sie ein starkes Blatt haben, und rausgehen. Was Ihnen nur kleine Pots garantiert. Da in niedrigen Limits die Spieler jedoch mit ihrem eigenen Spiel meistens viel zu beschäftigt sind, und gar nicht auf Sie achten, und Ihnen auch noch ermöglichen, sich viele Flops billig anzuschauen, greift dort die Strategie.
Probleme und deren Lösung
Geduld:
Diese Strategie benötigt eine Menge Geduld. Es wird sehr oft gefoldet werden müssen, da man auf Karten wartet, die sehr stark und damit selten sind. Sind Sie sehr ungeduldig, ist das evtl. nicht die richtige Strategie für Sie.
Dafür gibt es aber doch Abhilfe, spielen Sie an mehreren Tischen, so wird das Warten auf das gute Blatt kürzer. Grade niedrige Limits erlauben das Spielen an mehreren Tischen, da das Beobachten Ihrer Gegner eher vernachlässigbar ist.
Ausrechenbarkeit:
Wenn Sie so passiv spielen, hoffen Sie, dass Ihre Gegenspieler das nicht merken, sollten sie es doch tun, gehen sie evtl. raus bei einer Erhöhung ihrerseits.
Die Lösung ist klar: Täuschen Sie billig Schwäche vor. Beispielsweise erhöhen Sie einen geringen Betrag gegen eine offensichtlich starke Hand. Wenn dann die weiter Erhöhung ihres Gegners kommt gehen Sie raus. Nutzen Sie von Zeit zu Zeit möglichst billige Situation, um Ihre Gegenspieler von ihrem offensichtlich „sehr schwachen Spiel“ zu überzeugen. Es wird sich doppelt und dreifach wieder auszahlen, wenn Sie dann mal wirklich eine starke Hand haben.
Aggressives Spiel:
Erhöhen Ihre Gegenspieler zu stark Preflop, geht die Strategie nicht auf, also wechseln Sie den Tisch.
Limits:
Es ist nicht einfach, die Grenze des Limits zu finden, bei dem diese Strategie aufgeht und maximalen Gewinn bringt. Je höher die Limits sind, desto besser die Spieler. Aber je nach Spielstärke des Pokerraumes können diese Grenzen durchaus variieren. Fangen Sie also in sehr kleinen Limits an und tasten Sie sich langsam nach oben. Auch von Tisch zu Tisch können große Unterschiede bestehen, also wechseln Sie auch in diesem Fall durchaus auch mal den Tisch, wenn Sie zu viele „Sharks“ an Ihrem aktuellen Tisch vermuten.
Zusammenfassung
Hauptpunkt dieser Strategie ist es, Fehler zu minimieren, und aus dem Verhältnis von weniger eigenen Fehlern zu mehr Fehlern der Gegner zu profitieren. Sie sollten jedoch nicht übermotiviert von jedem Fehler der Gegner profitieren wollen und sich so in Schwierigkeiten bringen. Diese Spieler werden weitere Fehler machen. Also warten Sie auf eine sichere Gelegenheit, und überschätzen Sie Ihr Können nicht.
Spielen Sie die oben angesprochenen Karten und schauen Sie sich dazu möglichst viele billige Flops an, denn dort treffen Sie erst Ihre starken Hände.
Analysieren Sie Ihre eigenen Fehler und streichen Sie zwangsläufig eintretende Bad Beats aus Ihrem Gedächtnis.
Es ist bestimmt schon aufgefallen, dass bei dieser Strategie Bluffen keine Rolle spielt. Es geht aber ohne, und Bluffen sollte fortgeschrittenen Spielern und höheren Limits vorbehalten bleiben.
Sollte Sie ein Gegner bluffen, und Sie sind sich sicher, spielen Sie die Karten wenn es sein muss. Profitieren Sie dabei aus jedem Fehler, den Sie machen, indem Sie sich ganz genau notieren, wie oft Sie Recht hatten mit Ihrer Annahme.
Versuchen Sie die Gegner davon zu überzeugen, dass Sie ein sehr schwacher Spieler sind, es wird Ihren Gewinn maximieren.
Gehen Sie immer mit der maximalen Anzahl an möglichen Chips an den Tisch.