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Mit der Berechnung der Pot Odds verfolgt man das Ziel, herauszufinden bis zu welchem Betrag sich ein „Call“ lohnen würde. Diese Berechnung erfolgt auf Basis des Ist-Zustandes. Wenn man aber die zu erwartenden „Bets“ der noch folgenden Bietrunden mit einberechnet, oder Aspekte wie Stacksize und Position relevant betrachtet, verändern sich die Pot Odds. Sie werden „Implied“ oder „Reverse Implied“ genannt (implizierte Gewinnchancen) und können nicht berechnet werden.

Implied Odds

Implied Odds beschreiben die zu erwartenden Pot-Chancen des implizierten zukünftigen Pots. Sie kommen vor allem dann zum Tragen, wenn die momentanen Pot Odds einen Call nicht rechtfertigen. Dazu Folgendes: Bei manchen Kartenkombinationen entwickelt sich der potenzielle Gewinn drastisch nach oben, wenn man die fehlenden Outs trifft. Ein Call, der auf dem Turn in Anbetracht der momentanen Pot Odds nicht empfehlenswert ist, könnte sich auf dem River als lohnenswert erweisen. Dies ist immer dann der Fall, wenn man damit rechnen kann, dass die eigenen Outs die Mitspieler zur „second best hand“ führen.

Beispiel: Du hast mit deinen Connectors einen „Open-End Straight Draw“ auf dem Turn und vermutest Overpairs bei deinen Kontrahenten. Der Call der Bets deiner Kontrahenten wird von den Pot Odds nicht gerechtfertigt. Triffst du aber deine Straße, kannst du vermuten, dass deine Kontrahenten ihre Overpairs nicht aufgeben werden. Der zukünftige Pot nach der letzten Bietrunde modifiziert deinen zu erwartenden Gewinn und damit deine Implied Odds zu deinen Gunsten. Ein Call könnte somit gerechtfertigt sein.

Da man die Implied Odds nicht mathematisch berechnen kann, muss man diese schätzen. Das richtige Einschätzen der Implied Odds beruht aber zum großen Teil auf der Erfahrung und dem Können des Einzelnen. Es gibt jedoch ein paar Anhaltspunkte, mit denen man grob den Bereich der Implied Odds abstecken kann.

Wichtige Anhaltspunkte sind:
• Wie versteckt ist die eigene Hand?
• Was denke ich, haben die Mitspieler für Hände / für Fähigkeiten?
• Wie groß kann der zukünftige Pot sein?

Bei allen Verlockungen der Implied Odds sollten die eigentlichn Pot Odds nicht vergessen werden. Ist die Differenz zwischen den berechneten Pot Odds (maximal sinnvoller Call) und dem zu tätigenden Call größer als die Differenz zwischen berechneten Pot Odds und geschätzten Implied Odds, sollte man auf keinen Fall callen.

Reverse Implied Odds

Während sich bei den Implied Odds beim Treffen der Outs der erwartete Gewinn mit den Folgebietrunden steigert, sprich sich die Odds zum Positiven verändern, können sich die Odds in bestimmten Situationen auch zum Negativen verändern. Diese Odds werden „Reverse Implied Odds“ genannt.

Situationen, in denen sich die Pot Odds reduzieren:

• Man weiß die eigene Hand nicht richtig einzuordnen.
• Die Chance eine bessere Hand zu bekommen als dein Kontrahent bekommen kann oder schon hat, sind gering.
• Ein Call würde dich an den Pot binden.
• Dein Kontrahent sitzt in „early position“ (sitzt rechts von dir)
• Du hast noch weitere Kontrahenten, die nochmals raisen könnten
Quelle: „The Theory of Poker“ von David Sklansky

Beispiel: Du bist Small Stack und callst / checkst dich günstig bis zum Turn. Der Call des Bets deines Kontrahenten ist laut berechneten Pot Odds gerechtfertigt. Jedoch würde dich der Call so stark in den Pot ziehen, dass du in der letzten Bietrunde, unabhängig davon ob du deine Outs ziehst oder nicht, mit bieten müsstest.

Pot Odds der zweitbesten Hände

Die berechneten Pot Odds reduzieren sich nicht nur durch die Reverse Implied Odds, sondern auch, wenn die nächste Karte nur scheinbare Verbesserungen bringt. Dies ist immer dann der Fall, wenn die eigenen Outs den Kontrahenten noch bessere Hände bringen als einem selbst („Drawing to the Second Best Hand“). Ein weiterer Fall, bei dem sich die Odds reduzieren, ist, wenn die eigenen Outs einen zu einer Hand führen, die schon vorher geschlagen war („Drawing Dead“).

Beispiel: Du sitzt mit deinem Middlepair auf dem Turn und hast einen Gut Shot Draw auf das Idiot End der Straße. Du vermutest eine Reihe Straight und Flush Draws bei deinen Kontrahenten. Der Call der Bets deiner Kontrahenten wird durch deine Pot Odds gerechtfertigt. Aber: Alle Outs, welche dich nur zu „Second Best Hand“ führen, sprich Outs, bei denen du nicht mehr weißt, wo du mit deinen Karten stehst (in unserem Fall die Straße mit dem Idiot End oder das Set, welches einen Flush ermöglichen würde), reduzieren deine Pot Odds erheblich. Ein Call sollte in solchen Situationen gut überlegt sein.

Weitere „Outs“, welche die Gewinnwahrscheinlichkeit reduzieren, sind diejenigen Karten, die nicht zu den eigenen Outs gehören, aber dennoch die Gewinnwahrscheinlichkeit der eigenen Hand reduzieren. Im obigen Beispiel wären das alle Overcards, die das Middlepair in seiner relativen Wertigkeit herabstufen.

Es ist nicht immer einfach zu erkennen, ob die Möglichkeit der Verbesserung einen auch zur besten Hand führt, aber mit ein wenig Erfahrung bekommt man dafür ein Gefühl.
Zu wissen, ob man mit seinen Outs die zweitbeste oder die beste Hand zieht, unterscheidet einen schlechten von einem durchschnittlichen Spieler. Eine Hand wegzuwerfen, mit der man wahrscheinlich nur die zweitbeste Hand zieht, unterscheidet einen durchschnittlichen von einem guten Spieler.

Odds mit mehr als einer ausstehenden Karte (Effective Odds)

Bisher haben wir nur Situationen behandelt, in denen nur noch eine Karte ausstand oder wir nur die nächste Karte betrachtet haben. Wie gestalten sich aber unsere Pot Odds, wenn noch mehr als nur eine Karte aussteht? Klarheit darüber sollen folgende Absätze bringen.

Pot Odds mit mehr als nur einer noch ausstehenden und nur einer benötigten Karte

Eine klassische Situation, die viele Spieler falsch beurteilen, ist, wenn man die Wahrscheinlichkeit, seine Hand mittels noch zwei ausstehender Karten zu bekommen, mit den aktuellen Pot Odds vergleicht und daraus seine Call/Fold Entscheidung ableitet.
Ein typisches Beispiel ist hierbei der „four flush“ nach dem Flop. In einem von drei Fällen bekommt man den Flush bis zum River, was uns eine Wahrscheinlichkeit von ca. 35% beschert. Falsch wäre es jetzt, die Pot Odds mit dieser Wahrscheinlichkeit abzuleiten und anhand dieser Relation eine Call/Fold Entscheidung zu treffen. Aber warum ist das falsch? – Nun, man vergleicht hier Äpfel mit Birnen. Zum einen die prozentuale Wahrscheinlichkeit, den Flush bis zum River zu bekommen, und zum anderen den prozentualen Anteil von dem Call zu dem Pot, der uns nur zur nächsten Bietrunde führt. Richtig wäre es hier, die noch zu erwartenden Bets der nächsten Bietrunde mit in die Call/Fold Entscheidung einfließen zu lassen. Zugegeben ist dies bei No Limit Holdem schwieriger als bei Limit Holdem, aber der geübte Spieler bekommt nach einiger Zeit ein Gefühl für solche Situationen (genauso wie er auch ein Gefühl für seine Gegner bekommt).

Angemerkt sei hier noch die Möglichkeit eines Redraws, wenn man auf dem Turn seine Hand schon trifft. Ein Redraw bezeichnet dabei ein Wechselspiel der besten Hände von Flop bis River. Angenommen, man liegt auf dem Flop hinten und bekommt auf dem Turn seinen Flush, der in diesem Moment die Nuts repräsentiert. Nun besteht aber durchaus die Möglichkeit, dass auf dem River der Kontrahent eine Karte zieht, die ihm wiederum die Nuts bescheren und den eigenen Flush ausboten. Obacht also, wenn man z.B. nicht den Nut-Flush hat, das Board gepairt ist oder man nur die Straße mit der kleinen Hausnummer besitzt.

Pot Odds mit mehr als nur einer noch ausstehenden und noch zwei benötigten Karten

Unter diesem Aspekt verstecken sich die sogenannten „Backdoor Odds“ oder auch „Runner-Runner Odds“. Charakteristisch für diese Odds ist, dass nach dem Flop beide noch ausstehenden Karten benötigt werden, um die Hand zu verbessern. Grundsätzlich gilt auch hier, dass alle Bets und Calls bis zum River im Vorhinein mit einberechnet werden müssen, um eine Aussage darüber treffen zu können, ob das Spiel rein mathematisch gewinn- oder verlustbringend ist. Auch hier bedarf es reichlich Erfahrung und (Gegner-)Lesefähigkeiten, um die Backdoor Odds erfolgreich in No Limit Spielen einschätzen zu können. In Limitspielen lassen sich die Backdoor Odds berechnen (maximaler Verlust [wenn man die Hand verpasst] zu maximalem Gewinn ohne eigene Bets [wenn man die Hand trifft]).

Verfasser: tohu

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