Reaktionen auf Kieler Absegnung des Glücksspielgesetzes
Die mit Spannung erwartete und gestern mit äußerst knapper Mehrheit durchgesetzte Liberalsierung des Glücksspielwesens in Schleswig-Holstein sorgte unmittelbar nach Bekanntwerden für ein erleichtertes Aufatmen in der internationalen Onlinegaming- und Sportwettenszene. „Schleswig-Holstein says Ja!“ titelte Jamie Hinks auf calvinayre.com – und dieses „Ja!“ sorgte denn auch gleich für Grund zur Freude bei Bwin party Digital Entertainment und Betfair: Die Aktien beider an der Londoner Börse notierten Firmen zogen sofort kräftig an, bwin.party schloss gestern mit einem Wertanstieg um über 12 Prozent ab, Betfair machte mehr als 3 Prozent gut.
Die Münchner Anwaltskanzlei „timelaw“, die „nach eigenen Angaben etwa ein Dutzend Spielanbieter“ vertritt, sieht im März laut einem Bericht der im Schleswig-Holsteinischen Zeitungsverlag erscheinenden shz.de um die 40 Onlinegaming- und Wettanbieter an den Start gehen. Matthias Dahms, Vorstandssprecher der in Kiel ansässigen JAXX SE (bis 2008 als FLUXX bekannt), begrüßte die Entscheidung der Kieler Landesregierung und kündigte eine baldige Bewerbung der Firma um eine Lizenz für Sportwetten und Gaming an. Weiter heißt es in der Pressemeldung: „Über die in Schleswig-Holstein erteilte Erlaubnis werden die Tochtergesellschaften der JAXX SE insbesondere über das Internet auch im übrigen Bundesgebiet tätig werden und die entsprechenden Steuern und Abgaben in Schleswig-Holstein abführen.
Auch Norman Faber, der Präsident des Deutschen Lottoverbandes DLV, sieht Grund zur Freude – das Veranstaltungsmonopol für Lotto bleibt beim Staat, Vertrieb und Vermittlung dürfen aber künftig durch Privatunternehmen stattfinden ausdrücklich: „Durch dieses Gesetz ist es den unabhängigen Lotterievermittlern künftig endlich wieder möglich, vollumfänglich tätig zu werden.“ Kollege Erwin Horak, Präsident von Lotto Bayern und Federführer des Deutschen Lotto- und Totoblocks hingegen freut sich weniger: „Kommerzielle Sportwetten-Anbieter kündigen heute schon an, mit einer schleswig-holsteinischen Lizenz Umsätze in ganz Deutschland zu tätigen. Die anderen Länder gehen damit leer aus.“ Vielleicht kann ihn ja diese Prophezeiung des Flensburger Tageblatt beruhigen: „Die 15 übrigen Ministerpräsidenten werden eher früher als später ein Wendemanöver einleiten, um am erhofften Geldsegen zu partizipieren. Der Finanzminister in Kiel sollte sich also nicht zu früh freuen.“
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