Poker, Law & People: Bundesdeutscher Entwurf für Glücksspielstaatsvertrag im Oktober? Barry Greenstein zum Full Tilt Drama
Französisches Modell für Deutschland? Allmählich kommt das Jahresende in Sicht – und damit auch die letzten Tage des aktuell noch geltenden Glücksspielstaatsvertrags. Letzte Woche genügte der dem Bundesgerichtshof noch, das zur Zeit wirksame Verbot für Onlineglücksspiele in einem Grundsatzurteil zu bestätigen. Und künftig? Bis Ende Oktober wollen die 15 Bundesländer (außer Schleswig-Holstein, das ja schon einen eigenen Vertrag abgesegnet hat) eine überarbeitete Version ihres Gesetzesentwurfs vorlegen. Um von der EU-Kommission genehmigt zu werden, muss dieser sich allerdings enger an den europaweit gültigen Rahmenrichtlinien orientieren als der erste. Wie Martin Stadelmaier, Staatsekretär und Chef der Staatskanzlei von Rheinland-Pfalz, der Financial Times jetzt erklärte, wird gerade ein Modell geprüft, das sich in Sachen Glücksspielsteuer an Frankreich orientiert.
Ob die französische Variante mit ihren 7,5 Prozent Umsatzsteuer auf alle Sportwetten plus 1,8% Zwangsabgabe zu Gunsten von Amateur- und Leistungssport de facto eine so gute Wahl wäre, kann zumindest hinterfragt werden. Mitte 2010 wurde der Onlinegamblingmarkt in Frankreich reguliert geöffnet – und seitdem stehen die im europäischen Vergleich recht hohen Wettsteuern unserer Nachbarn im Zentrum der Kritik von Anbietern und Lobbies.
Barry Greenstein und Doyle Brunson zum Full Tilt Drama. Barry Greenstein glaubt, dass Chris Ferguson und Howard Lederer, denen laut Klageschrift des DoJ zwischen April 2007 und April 2011 mindestens $ 25 Millionen beziehungsweise $ 41,8 Millionen von Full Tilt ausbezahlt wurden, wichtige Informationen zum tatsächlichen Stand der Dinge fehlten: Die Full Tilt-Geschäftsführung habe seiner Einschätzung nach die Bezahlung der Eigentümer immer weiter fortgesetzt, um einen möglichen Skandal zu vermeiden, wie er PokerListings.com erklärte. Black Friday habe sich genau zu dem Zeitpunkt ereignet, als keine Gelder mehr frei verfügbar waren – was letztlich zur Katastrophe für den Pokerroom und die Spieler geführt habe. Ein guter Teil der Verantwortung für das Full Tilt Desaster liegt nach Greensteins Einschätzung bei der US Regierung selbst, die mit der Einführung der UIGEA 2006 und der nicht vorhandenen staatlichen Regulierung von Onlinepoker „Klima … und Potential für schlimme Ereignisse geschaffen habe“.
Ähnliches äußerte auch Doyle Brunson zu Beginn der EPT London am Freitag gegenüber PokerListings.com. „Ich bin äußerst überrascht – ich kenne Howard Lederer seit vielen vielen Jahren und habe stets eine hohe Meinung über ihn gehegt … Ich glaube nach wie vor, dass er wirklich ein Ehrenmann ist, und ich kann nicht anders als anzunehmen, dass er sich nicht wirklich im Klaren darüber war, was da abging.“
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